"Schoiuse", das Schwert Willehalms in der Tradition Karls des Großen

Für uns Heutige eher befremdlich, für die Menschen zu Wolframs Zeiten etwas scheinbar Selbstverständliches: Ein Schwert, das seinem Namen nach keinen Tod und keine Trauer mit sich bringt, sondern das genaue Gegenteil davon, die "Freude".

Willehalms Schwert heißt "Schoiuse" - mit seinem Namen steht es in der Tradition der europäischen Heldensagen, in denen der heldenhafte Hauptprotagonist häufig Träger eines treuen, "magischen" Schwertes ist.
Willehalms Schwert befindet sich dabei in enger Beziehung zu dem alten, auch tatsächlich verwendeten Schlachtruf der Franzosen "Munschoi" (franz.: "Monjoie"): diesen erbte Willehalm von Karl dem Großen, bei dem er anfangs ja auch in Diensten stand. In der lateinischen Form erscheint dieser Schlachtruf als "Meum Gaudium", "meine Freude" - dieselbe Bedeutung also, von der auch der Name des Schwertes "Schoiuse" (oder "Joiuse", von franz.: "joie", Freude) abgeleitet wurde. Auch das Schwert Karls des Großen besaß mit seinem Namen "Joyeuse" bereits die Bedeutung "freudvoll". Als "Gaudiosa" wurde der Name übrigens 1271 auf das französische Staatsschwert übertragen.

"Joyeuse",
 Schwert Karls des Grossen

Das Joyeuse im Museum des Louvre. Ob es sich dabei um das tatsächliche Schwert Karls des Großen handelt, ist allerdings sehr umstritten, höchstwahrscheinlich handelt es sich um eine spätere Zuschreibung. Der Louvre, in dem sich das Schwert heute befindet, datiert den Knauf auf das 10. oder 11. Jahrhundert, die Parierstange auf das 12., das Heft auf das 13. und die Klinge auf das 19. Jahrhundert.

 

Bild: Schwert Karls des Großen 

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