Ohne Moos nix los: Ohne wen es den "Willehalm" wohl nicht gegeben hätte

"Von Thüringen Landgraf Hermann gab mir die Geschichte hier von ihm. Man nennt ihn en français comte Guillaume d'Orange ..."

"lantgrâve von Düringen Herman tet mir diz maere von im bekant. er ist en franzois genant"

"Von Thüringen Landgraf Hermann gab mir die Geschichte hier von ihm. Man nennt ihn en français comte Guillaume d'Orange ..."

"lantgrâve von Düringen Herman tet mir diz maere von im bekant. er ist en franzois genant"

Aus: Willehalm, Buch I., 2-4

Wolfram von Eschenbach nennt seinen Gönner im "Willehalm" gleich zu Beginn: den Landgraf Hermann I. von Thüringen (geb. 1190; gest. 1217). Als einer der ersten Fürsten des Reiches wurde er auch zum bedeutendsten Förderer der deutschen Dichtung seiner Zeit. Wolfram verschaffte er die französische Quelle, die altfranzösische La Bataille d'Aliscans, und erteilte ihm sehr wahrscheinlich auch den Auftrag, die deutsche Bearbeitung des Stoffes anzufertigen - es ist heute offensichtlich, dass ...

"die Geschichte des Reichsfürsten Willehalm, in dessen Hand die Wohlfahrt des Reiches lag und der ein Heiliger wurde, das besondere Interesse des Reichsfürsten Hermann finden musste."

Aus: Wolfram von Eschenbach. Willehalm. Herausgegeben von Joachim Heinzle/Kommentar, S. 792

Für den Landgrafen Hermann hat Wolfram auch Teile des "Parzival" und wahrscheinlich die ebenfalls berühmten "Titurel"-Fragmente verfasst. Aber auch viele andere Dichter unterstützte er, so Heinrich von Veldecke, den Begründer des höfischen Romans in Deutschland, und Walther von der Vogelweide. Auch wenn die damaligen Abhängigkeiten der Künstler und Literaten von ihren finanzkräftigen Gönnern ganz besondere waren - ohne staatliche und halbstaatliche Förderung, private Gönner und kulturelles Sponsoring besonders aus der Wirtschaft ginge wohl auch heute wenig bis gar nichts in Sachen Kunst und Kultur.

 

Quelle Bild:

Landgraf Hermann von Thüringen und seine Gemahlin Sophie,
Landgrafenpsalter (1211–1213), Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, HB II 24, fol. 174v.

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